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Alles im Gleichgewicht – So funktioniert der Strommarkt

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“Strom kommt aus der Steckdose und kostet einen fixen Betrag pro Kilowattstunde.” So hat man es zumindest jahrelang gedacht. Doch schon bevor mit Anbietern wie Tibber variable Verbrauchspreise im deutschen Markt etabliert wurden, entsprach diese Einschätzung nur bedingt der Realität. Denn an der europäischen Strombörse, an der die Lieferanten ihre Energiemengen einkaufen, schwanken die Preise wie an jeder anderen Börse auch. Hinter der Steckdose verbirgt sich ein technisch hochkomplexes System, das über das Marktgeschehen kontinuierlich ausbalanciert wird. Wir erklären, wie genau.

Mit dynamischen Tarifen mehr sparen

Unser Haushaltsstrom wird im Hintergrund an der europäischen Strombörse gehandelt. Sein Preis schwankt deshalb abhängig von Angebot und Nachfrage. Das geht so weit, dass es Zeiten gibt, in denen der Strom an der Börse gar nichts kostet oder sogar negativ wird – etwa wenn im Sommer besonders viel Solarstrom ins Netz gespeist wird und zusätzlich ein ordentlicher Wind durchs Land geht.

Mit dynamischen Tarifmodellen wie dem von Tibber können Privatpersonen seit ein paar Jahren endlich auch in Deutschland von diesen Schwankungen profitieren. Da wir die Marktpreise ohne Gewinnmarge an unsere Kund:innen weiterleiten, beziehen sie ihren Strom in Stunden mit niedrigen Kilowattstundenpreisen direkt günstiger. Hinzu kommen die üblichen Steuern, Abgaben und Umlagen, die in Deutschland zusammen etwa zwei Drittel des Endpreises ausmachen. 

Ein dynamischer Tarif lohnt sich insbesondere für Verbraucher:innen mit E-Auto, Wärmepumpe und/oder Stromspeicher. Zum einen, weil man mit Großverbrauchern natürlich besonders viel Einsparpotenzial hat. Zum anderen, weil das Sparen mit besagten Geräte dank smarter Automatisierungen oft ganz von allein funktioniert. Auch Tibber bietet so zum Beispiel eine Smart Charging-Funktion für zahlreiche in unsere App integrierbare E-Automodelle oder Ladeboxen. Wer kein Smart Meter besitzt, um stündlich dynamisch abgerechnet werden zu können, kann seine Verbräuche hingegen nicht gezielt in günstige Zeitfenster lenken. Dennoch profitieren auch diese Haushalte von preiswerten Perioden, da sie zum Börsendurchschnitt eines jeweiligen Monats abgerechnet werden.

Doch nun vom großen zum kleinen Bild! Wir wollen klären, weshalb der Energiemarkt so wichtig ist. Dazu muss man wissen, welche Instrumente, – oder besser: Teilmärkte, – ihm zur Verfügung stehen, um das empfindliche Netzgleichgewicht zu halten.

Das Merit-Order-Prinzip

Damit die Stromfrequenz bei 50 Hertz stabil ist und unsere Geräte ordnungsgemäß funktionieren, müssen sich die angebotene und nachgefragte Energiemenge ständig im Gleichgewicht befinden. Stromproduzenten und Stromlieferanten (in der Alltagssprache Stromanbieter) kommen genau zu diesem Zweck an der Strombörse zusammen. Elektrische Energie wird dort über verschiedene Zeitskalen gehandelt – am Day-Ahead-Markt beispielsweise für den jeweils kommenden Tag. Sämtliche Produzenten melden also ihre voraussichtliche Produktionsmenge des Folgetages sowie ihren Mindestpreis dafür an.

Bei der Day-Ahead-Auktion haben alle Produzenten besonders starken Anreiz, ihren Strom so billig wie möglich anzubieten, d.h. knapp über den eigenen Produktionskosten. Denn Börsenstrom wird nach dem sogenannten Merit-Order-Prinzip mit Einheitspreis gehandelt. Das bedeutet in der Praxis: Die Stromkäufer gehen vom günstigsten zum jeweils nächst teureren Anbieter, bis ihr Bedarf gedeckt ist. Das letzte zur Deckung des Gesamtbedarfs benötigte Kraftwerk setzt dabei den Preis für alle anderen Stromproduzenten – und ermöglicht die größten Gewinne für diejenigen, die ihren Strom am günstigsten produzieren können. Die Merit-Order ist damit ein wirkmächtiges Instrument, um günstiger Energie – vor allem aus Wind und Sonne – den Vortritt zu lassen. Und um teure fossile Energien immer weiter aus dem Markt zu drängen.

Prognosen und Wirklichkeit

An der Strombörse entsteht somit jeden Tag ein neuer Plan für die voraussichtlichen Stromflüsse des Folgetags. Die Stromproduktion aus Sonne und Wind wird anhand von Wetterprognosen geschätzt. Auch wenn diese Prognosen mittlerweile sehr gut geworden sind, sieht die Realität oft ein bisschen anders aus. Wenn entweder Verbrauch oder Produktion von den Prognosen des Vortags abweichen, kann zunächst am kontinuierlichen Intraday-Markt gehandelt werden – bis sieben Minuten vor der Lieferung des Stroms. 

Wenn also für die Viertelstunde von 15:15 bis 15:30 Uhr Strom verbraucht werden soll, kann das entsprechende Energiekontingent bereits 24 Stunden vorher, aber auch noch bis 15:10 Uhr gehandelt werden. Bis dahin ändert sich der dafür aufzuwendende Preis sekündlich. Wer nicht liefert oder verbraucht, was vorher vereinbart wurde, muss das befürchtete Ungleichgewicht auf eigene Kosten ausgleichen. Am Ende präsentieren Lieferanten und Erzeuger dem zuständigen Bilanzkreiskoordinator die jeweils produzierte und nachgefragte Menge Strom. In Deutschland sind das die vier Übertragungsnetzbetreiber. Sie messen, genau wie die rund 800 Verteilnetzbetreiber, viertelstündlich den Stromfluss an ihren Netzgrenzen – im Fachjargon “Netzübergabepunkte” genannt.

Strom fließt im 50-Hertz-Rhythmus

Bei alledem ist wichtig, dass die Frequenz des Netzes stabil bei 50 Hertz bleibt. Auch dafür sind in Deutschland die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Tennet, 50hertz und TransnetBW zuständig. Sie greifen ein, wenn die Frequenz zu hoch oder zu niedrig ist. Und zwar indem sie zusätzliche Flexibilitäten einkaufen oder angesichts drohender Überschüsse Kraftwerke herunterregulieren. Das bedeutet, dass sie mit Erzeugern und Großverbrauchern Verträge abschließen, dass diese sehr kurzfristig von ihrem geplanten Fahrplan abweichen – und so der Frequenzabweichung entgegenwirken.

Um einen möglichst kostengünstigen Netzbetrieb gewährleisten zu können, gibt es neben dem gewöhnlichen Energiemarkt noch einen eigenen Regelleistungsmarkt mit drei Hauptprodukten: – Minutenregelleistung (MRL) – Sekundärregelleistung (SRL) – Primärregelleistung (PRL)

Hierbei nehmen die technischen Anforderungen von MRL zu PRL deutlich zu. So muss etwa bei der Minutenregelleistung die abgerufene Leistung innerhalb von 12,5 Minuten nach Abruf erbracht werden. Bei der Primärregelleistung passt die Anlage ihre Leistung hingegen fast sekündlich an, um die Netzfrequenz zu stabilisieren. Je höher die Anforderungen, desto teurer ist üblicherweise der Betrieb der entsprechenden Anlagen. Die Ausgleichsenergiekosten werden den Verursachern in Rechnung gestellt.

Um Spekulationen mit dem Strom des Regelleistungsmarkts zu verhindern, sind dessen Kosten seit der Energiekrise 2022 immer mindestens so hoch wie die am Spotmarkt. Am Ende schultern wir jedoch alle diese Kosten, da sie über die auf deiner Rechnung abgebildeten Netzgebühren abgeführt werden. Für die Regelleistung werden beispielsweise industrielle Stromspeicher, Pumpspeicherkraftwerke (eine spezielle Art von Wasserkraftwerken), Laufwasserkraftwerke und Gaskraftwerke mit schnellstartfähigen Gasturbinen genutzt. Viele PV-Anlagen und Windkraftwerke können auch kurzfristig abgestellt werden. Um eines Tages endlich auf 100 Prozent erneuerbare Energien im Strommix zu kommen, werden für die Regellast auch zunehmend Großbatteriespeicher genutzt. Gaskraftwerke sollen mittelfristig auf grünen Wasserstoff umgestellt werden.

Ein Versprechen zum Schluss

Bei Tibber sind wir für unsere deutschen Kund:innen auf dem Day-Ahead-Markt tätig. Du kannst deshalb sicher sein, dass wir es nicht nötig haben, unsere Preise wegen langfristiger Einkäufe am sogenannten Terminmarkt nachzujustieren und unsere Fehlkalkulationen durch Preisaufschläge auf dich abzuwälzen. Genau so sieht nämlich die Praxis der klassischen Stromanbieter an, deren Fixpreis bei Vertragsverlängerung oft spürbar anzieht. In Zukunft werden wir zudem auch an kurzfristigen Märkten aktiv sein. Damit du durch die Bereitstellung deiner Ladeleistung (über die Auto- oder Hausbatterie) helfen kannst, die Netzstabilität im Falle drohender Überschüsse oder Engpässe zu stabilisieren. In unseren skandinavischen Märkten ist das bereits gängige Praxis und wird durch die Ausschüttung sogenannter Grid Rewards entsprechend vergütet. Bei alldem steht für uns stets im Vordergrund, dir das größtmögliche Sparpotenzial zu bieten – und dabei gleichzeitig den Ausbau der Erneuerbaren voranzutreiben.

Publiziert 27.11.2024
Johannes Dreyer
Storyteller
Göran Kügler
PR & Communications Manager
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