Smart Meter: Alles, was du über intelligente Messsysteme wissen solltest
Smart Meter sind ein zentrales Element, um unser Stromnetz für die Energiewende zu wappnen. Denn die intelligenten Messsysteme ermöglichen Verbraucher:innen, ihre Stromnutzung besser an die schwankenden Produktionsmengen von Wind- und Solarkraft anzupassen. Zudem sind sie der Schlüssel zu dynamischen Tarifen à la Tibber, die sich am Börsenpreis orientieren und so eine effizientere Nutzung der Ressource Strom erlauben. Mit dem auf Bundesebene beschlossenem Smart Meter-Rollout wird es zum Glück leichter, an einen der cleveren Zähler zu gelangen. Doch worin unterscheiden sich Smart Meter genau von anderen Zählertypen. Und warum sind sie so wichtig für die Netzstruktur? Wir erklären es.
Von analog zu smart – die Evolution der Stromzähler
Jedem Haushalt ist ein eigener Stromzähler zugeordnet, der die verbrauchte Netzenergie in Kilowattstunden (kWh) misst. Klar, denn irgendwie muss ja nachgehalten werden, wie hoch der Verbrauchspreis ausfällt, den dein Anbieter dir monatlich in Rechnung stellt. Dabei gibt es in Deutschland unzählige Zählermodelle von verschiedenen Herstellern, die sich bei allen Detailabweichungen in drei Klassen unterteilen lassen: analog, digital oder eben smart.
Der analoge Zähler aka Ferraris-Zähler
Der analoge Stromzähler, der in Anlehnung an seinen Erfinder Galileo Ferraris manchmal auch “Ferrariszähler” genannt wird, wird heute nicht mehr verbaut. Dennoch begegnet uns die Oldschool-Variante noch in zig Gebäuden, vor allem in Altbauwohnungen. Erkennen kannst du den mechanischen Klassiker am ikonischen, meist schwarzen Gehäuse und der leise surrenden Drehscheibe. Einmal jährlich kommt ein:e Ableser:in vorbei, um den Zählerstand zu erheben. Denn Verbrauchswerte automatisiert zu übermitteln, ist mit diesem Modell nicht möglich. Der durch 12 geteilte Jahresverbrauch ergibt die fixen Monatsbeträge, die klassische Stromanbieter in Rechnung stellen – wir kennen das alle als Abschlagszahlung. Die Differenz zur so geschätzten Verbrauchssumme wird bei der nächsten Jahresablesung geprüft und kann unter Umständen eine dicke Nachzahlung bedeuten.
Anders sieht es bei Tibber aus. Mit modernerem Zähler-Setup holst du zwar mehr aus unserem dynamischen Tarifmodell, doch abrechnen können wir dich auch mit analogem Zähler. Indem du deine Zählerstände dabei jeweils am Ersten eines Monats in der App einträgst, entfallen lästige Abschlagsrechnungen und du wirst bereits Monat zu Monat verbrauchsgenau abgerechnet.
Der digitale Zähler aka moderne Messeinrichtung
Bei Neubauten oder umfänglichen Sanierungen sind Messstellenbetreiber inzwischen verpflichtet, mindestens digitale Stromzähler einzubauen. Diese werden in Fachkreisen als moderne Messeinrichtung bezeichnet und entsprechend mit “mME” abgekürzt. Nicht selten werden die digitalen Zähler mit Smart Metern verwechselt. Dabei sind sie von ihrem analogen Vorgänger gar nicht so verschieden, wie es beim ersten Hören klingen mag. Auch wenn das Wort “digital” an Vernetzung und damit an automatisierte Datenübermittlung denken lässt, sendet dieser Zählertyp von sich aus nämlich keine Informationen ans Netz – auch er muss also zur Jahresüberprüfung von Fachkräften gecheckt werden. Der Zähler erhält seinen Namen stattdessen wegen seines digitalen Displays, auf dem der Verbrauch dargestellt wird. Moderne Messeinrichtungen können Werte zudem für 24 Monate lokal speichern. Es ist für Privatpersonen jedoch recht tricky, an diese Werte dranzukommen. Wenn man sich nicht durch das hakelige Display-Menü klicken möchte, sondern eine übersichtliche Detailanalyse wünscht, bedarf es eines Zusatzgeräts, das die Datenschnittstelle des Zählers auslesen und die Werte z.B. an eine App übermitteln kann. Und selbst dann ändert sich nichts daran, dass digitale Zähler Daten nur den Endverbraucher:innen zugänglich machen, nicht jedoch dem Netz zur Verfügung stellen.
Das gilt übrigens ebenso für unseren Strom-Tracker Pulse. Auch hier fließen die über die Schnittstelle ausgelesenen Daten nur in eine Richtung, nicht jedoch ins Netz. Dass wir dich mit Pulse dennoch stündlich dynamisch abrechnen können, hat mit unserer ausgeklügelten Infrastruktur zu tun: Deine Daten werden nämlich an unsere Tibber Cloud gesendet, werden dort deinem Kund:innenprofil zugeordnet und können so für eine entsprechende Abrechnung genutzt werden.
Das Smart Meter (intelligentes Messsystem)
Ein digitaler Zähler ist also nicht gleich smart, auch nicht in Kombination mit unserem Pulse. Damit eine moderne Messeinrichtung wirklich intelligent wird, benötigt sie eine zusätzliche Kommunikationseinheit, das sogenannte Smart Meter-Gateway. Für diesen Gateway-Aufsatz gelten hohe technische Standards. Nur geeichte Zähler können diese erfüllen. Genau genommen ist der Begriff des Smart Meters deshalb nicht ganz zutreffend, weil er auch die oben erwähnten Auslesegeräte einschließt, die Dritthersteller für digitale Zähler anbieten. Diese sind in der Regel jedoch nicht geeicht. Intelligente Messsysteme, oder kurz: iMSys, sind das, wovon wir strenggenommen reden. Weil sich im öffentlichen Diskurs Smart Meter durchgesetzt hat, wollen wir es aber nicht zusätzlich kompliziert machen.
Was ermöglicht das Smart Meter-Gateway denn nun? Vielleicht habt ihr es schon geahnt: mit dieser Kommunikationseinheit kann der Zähler (finally!) bidirektional, also in zwei Richtungen, kommunizieren. Denn die Daten werden sowohl an die Verbraucher:innen als auch ans Netz übermittelt. Die jährliche Zählerlesung entfällt damit endgültig. Stattdessen werden deine Verbrauchsdaten in 15-Minuten-Intervallen erfasst und alle 24 Stunden als zertifizierte Datenpakete gebündelt an den zuständigen Netzbetreiber (und/oder Stromanbieter) gesendet. Das verschafft dir direkten Zugang zu dynamischen Tarifen nach stundenaktuellen Börsenstrompreisen, ohne dass du eine Brückenlösung wie unseren Pulse benötigst. Doch nicht nur in Bezug auf Tarif- und Abrechnungsmodelle ist das Smart Meter ein klarer Zugewinn. Weil es Signale in zwei Richtungen verarbeiten kann, kann es auch zur Stabilisierung der Netzfrequenz beitragen. Wie das aussieht und wieso die cleveren Zähler generell wichtig für unser zukünftiges Stromnetz sind, erklären wir im Folgenden genauer.
Was nutzt mir ein intelligentes Messsystem zu Hause?
Das deutsche Stromnetz muss smarter werden. Unter dem klangvollen Namen “Smart Grid” werden deshalb alle Entwicklungen gebündelt, mit denen sich die Erzeugung und der Verbrauch von Strom zukünftig effizient und intelligent verbinden lassen. Intelligente Messsysteme helfen dabei und sind insbesondere für die folgenden Aspekte wichtig.
• Anpassung von Verbrauch und Angebot: Mit Smart Metern können Kund:innen zu stundenaktuellen Börsenstrompreisen abgerechnet werden. Anbieter solcher dynamischen Tarife kaufen ihre Strommengen nicht wie konventionelle Unternehmen Monate oder gar Jahre im Voraus ein und geben sie dann zu fixen Preisen weiter. Sie kaufen ihre Energiekontingente stattdessen am Vortag auf dem sogenannten Day-Ahead-Markt ein. So wissen sie viel genauer, wie sich das Stromangebot entwickeln wird – vor allem kurzfristig. Ein Aspekt, der in Zeiten der Energiewende zunehmend wichtig wird. Denn die Produktion aus Wind- und Solaranlagen kann von einem auf den nächsten Tag stark schwanken. Eine Herausforderung, der sich auf Dauer nur mit flexiblen Verbrauchsmöglichkeiten begegnen lässt. Nutzer:innen, die zu stündlich dynamischen Preisen abgerechnet werden, profitieren nämlich unmittelbar von Preistiefs. Weil sie dank der automatisierten Datenübermittlung von Smart Metern immer nur das zahlen, was der Strom gerade kostet, verbrauchen sie dann dieselbe Strommenge für weniger Cent pro kWh. Diese Preis-Incentivierung kommt dem gesamten Netz zugute. Denn meist sind die Preise dann besonders niedrig, wenn ausreichend Energie im Netz vorhanden ist. Das führt zu weniger Nachfrage-Peaks in Zeiten, in denen die Produktion ohnehin kaum ausreicht. Gleichzeitig wird der Ausbau der Erneuerbaren indirekt gefördert: denn wenn der Anteil an Ökostrom im Netz besonders hoch ist, ist der Strompreis besonders niedrig.
• Lastenausgleich: Es gibt immer mehr Großverbraucher wie Wärmepumpen oder E-Autos. Gut so, denn die Umwelt wird der große Gewinner der Wärme- und Verkehrswende sein. Dennoch bedeuten diese Geräte in der Masse eine erhebliche Mehrbelastung fürs Netz, dessen empfindliche Frequenz von 50 Hz deshalb leichter aus dem Gleichgewicht kommen kann. Dynamische Tarife sind ein Weg, dieser Überanspruchung vorzubeugen. Denn indem Menschen ihre Verbräuche einfach in günstige Zeiten mit geringer Nachfrage lenken können, also vor allem in die Abendstunden, entspannt sich diese Situation. Zusätzlich protokollieren Smart Meter Ausfälle und versorgen Netzbetreiber mit den entsprechenden Informationen. So können diese Erzeugung und Verbrauch zukünftig besser aufeinander abstimmen. In Ausnahmefällen bieten Smart Meter zudem die Möglichkeit, den Netzbezug kurzzeitig zu drosseln. Die von Kritiker:innen unterstellte Möglichkeit, Geräte per Fernsteuerung komplett auszuschalten, ist im deutschen Markt hingegen ein reines Märchen.
• Energiespeicher und Einspeisung: Damit die Energiewende großflächig gelingt, müssen Privatpersonen mehr Möglichkeiten haben, selbst erzeugte Energie aus PV-Anlagen zu speichern. Aber auch Wege, um den Netz bei geringem Angebot gespeicherte Mengen zur Verfügung zu stellen. Dafür bedarf es smarte Heimspeicher und Technologien wie Vehicle-to-Grid, einem Verfahren, bei dem Strom aus E-Auto-Batterien wieder in Wechselstrom verwandelt und so ans Netz zurückgegeben werden kann. All diese Prozesse werden mit intelligenten Messsystemen einfacher zu koordinieren und flächendeckend zu realisieren sein.
Der Roll-Out ist beschlossen
Tibber ist für Smart Meter-Besitzer:innen seit jeher die erste Adresse. Als Pionier für dynamische Tarife in Deutschland ermöglichen wir Menschen mit diesem Setup bereits seit Jahren, aktiver Teil der Energiewende zu sein – und Strom effizienter, nämlich günstig und grün, zu nutzen.
Das Smart Meter bleibt aufgrund der oben gelisteten Features weiterhin die bestmögliche Zählervariante. Denn es ist zukunftsfähig und schlicht am sichersten. Deshalb empfehlen wir selbst Kund:innen mit der Kombination aus digitalem Zähler und Pulse, eines Tages entsprechend aufzurüsten. Zumal der Pulse für Smart Meter eine spannende Ergänzung bleibt, weil er Verbrauchsdaten nicht nur im 15-Minuten-Takt sendet, sondern in Echtzeit in der Tibber App einsehbar macht. Zum Glück wird es mit dem im April 2023 beschlossenen “Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende” (bekannter als Smart Meter-Rollout😉) einfacher sein, an ein Smart Meter zu gelangen.
Ab 2025 wird der Einbau intelligenter Messsystemen für Haushalte mit einem Jahresverbrauch über 6.000 kWh verpflichtend, ebenso bei einer PV-Anlage mit einer Leistung von mehr als sieben Kilowatt. Doch auch Verbraucher:innen, die unter diesen Werten bleiben, erhalten endlich das Recht auf eine Aufrüstung. Auch kostentechnisch kommt man den Bürger:innen entgegen. Die laufenden Kosten werden für Privathaushalte und Kleinanlagenbetreiber auf 20 Euro im Jahr gedeckelt.