Warum dynamische Tarife langfristig günstiger sind
Es kommt selten vor, kann aber durchaus passieren – dass die Preise dynamischer Stromtarife durch die Decke gehen. Am 6. November 2024 machten so etwa Screenshots unserer Tibber App die Runde, in denen für zwei Stunden Endverbrauchspreise von über einem Euro pro Kilowattstunde angezeigt wurden. Dass das abschreckend wirkt, gerade wenn man sich mit dem Konzept hinter dynamischen Stromtarifen nicht auskennt, ist verständlich. In diesem Artikel wollen wir deshalb mit einigen hartnäckigen Missverständnissen aufräumen, die aus dem reinen Blick auf den Moment erwachsen. Denn gerade langfristig gesehen fahren Kund:innen mit dynamischem Tarifmodell tatsächlich günstiger.
Dynamischer Stromtarif?
Ja genau! Wir reden hier von einem Tarifmodell, das Tibber mit als Erstes auf dem deutschen Markt etabliert hat. Geholfen haben uns dabei die Erfahrungen aus unseren skandinavischen Ursprungsmärkten, Norwegen und Schweden, in denen Anbieter mit variablen Verbrauchspreisen schon längst Norm sind. Die Funktionsweise solcher Tarife ist gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint. Es sind vielmehr angelernte Denkmuster, die uns den Zugang zu ihnen erschweren.
Anstatt nämlich einen fixen Preis für jede Kilowattstunde zu veranschlagen, ändert sich der Preis von dynamischen Anbietern wie Tibber stündlich. Der Grund ist, dass wir unsere Energiemengen jeweils einen Tag im Voraus zu den Großhandelspreisen am sogenannten Day-Ahead-Markt einkaufen. Sodass unsere Preise viel genauer die tatsächlichen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Stromentnahme widerspiegeln. Wenn etwa wenig günstiger Strom aus Wind oder Solar ins Netz gespeist wird, weil es das Wetter momentan nicht anders hergibt, macht sich das für die Preise in den betreffenden Stunden direkt bemerkbar. Sie steigen nämlich an. Ebenso profitieren unsere Kund:innen unmittelbar von einer sinkenden Preiskurve. Was etwa dann der Fall ist, wenn mehr Energie produziert als nachgefragt wird oder besonders viel Strom aus erneuerbaren Quellen durch die Leitungen fließt. Tarife nach Börsenstrompreisen machen also nichts anderes, als das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage direkt an die Kund:innen weiterzugeben – zuzüglich der üblichen Steuern und Abgaben. Mehr zu den Faktoren, die die Preisbildung am Energiemarkt beeinflussen, findest du übrigens auf unserer Prognoseseite – aufgeschlüsselt nach Angebot und Nachfrage.
Wieso bedeuten wechselhafte Preise mehr Sparpotenziale?
Warum es sich lohnt, einen dynamischen Tarif zu haben, dürfte dir dadurch vielleicht bereits dämmern: Du hast damit die Möglichkeit, dieselbe Strommenge in bestimmten Zeiten deutlich günstiger zu verbrauchen als in anderen. Unsere Tibber App zeigt dir jeweils 24 Stunden im Voraus die stündlichen Verbrauchspreise für den Folgetag, sodass du größere Verbräuche gezielt in Zeitfenster mit geringen Kosten lenken kannst. Wenn du zusätzlich Automatisierungen wie unser Smart Charging nutzt, geht das Sparen sogar ganz von allein. Denn dann sucht unser kluger Algorithmus für dich die jeweils vorteilhaftesten Stunden zum Laden der Autobatterie aus. Durch die Preisdynamik tun sich also deutlich größere Sparpotenziale auf, als es bei einem Tarif mit vertraglich geregeltem Fixpreis je der Fall sein könnte. Voraussetzung, dass du diese Potenziale auch ausschöpfen kannst, ist ein Smart Meter. Mit einem solchen werden deine aktuellen Verbrauchsdaten nämlich automatisch an den Netzbetreiber gesendet und können mit den jeweils geltenden Strompreisen verrechnet werden.
Es stimmt natürlich, dass das in Grenzsituationen auch mal teurer werden kann. Das hat vor allem die Energiekrise gezeigt, die sich 2022 mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zusätzlich ausgeweitet hatte. Eine Zeit lang war Deutschland dadurch von teuren Gasimporten abhängig. Und auch während des eingangs erwähnten November-Preishochs kamen mehrere ungünstige Faktoren zusammen. In diesem Fall war es eine Windproduktion, die deutschlandweit nahezu gegen 0 lief, bei gleichzeitig hoher Energienachfrage und wenig Solarerträgen. Doch zu glauben, Fixpreistarife blieben von solchen Entwicklungen unberührt, wäre schlicht falsch.
Fixpreise sind auf Dauer teurer
Alle Anbieter kaufen ihre Energiekontingente nämlich letztlich zu ähnlichen Konditionen ein. Konventionellere Energieunternehmen tun dies jedoch an einem anderen Teilmarkt der europäischen Strombörse. Statt am Day-Ahead-Markt sind sie vor allem am längerfristigen Terminmarkt tätig, an dem sich große Mengen Strom teils Jahre im Voraus sichern lassen. Natürlich wird dabei viel spekuliert. Denn die Prognosen zum Zeitpunkt des Einkaufs können ja gar nicht mit den Bedingungen während der späteren Stromentnahme übereinstimmen. Weil kein Produzent lange unter Wert verkaufen wird, müssen Fixpreistarife deshalb regelmäßig nach oben korrigiert werden. Du hast das sicherlich auch schon mal erlebt. Wenn etwa dein vorheriger Liefervertrag ausgelaufen war und es Zeit wurde, den Belieferungszeitraum zu verlängern.
Während du dann für zwei bis drei Jahre auf einem enorm gestiegenen Fixpreis hängen bleiben kannst, ist ein Preishoch bei Tibber immer nur temporär. Sobald der Börsenpreis fällt, fällt er auch wieder für dich. Das gilt übrigens ebenfalls für unsere Kund:innen, die kein Smart Meter besitzen. Sie können ihre Verbräuche zwar nicht wie bei der stundenaktuellen Abrechnung gezielt in günstige Zeitfenster schieben, werden dafür aber zum Börsendurchschnittspreis eines jeweiligen Monats abgerechnet. Das bedeutet, dass in Monaten, in denen die Marktpreise insgesamt kleiner ausfallen, sich dies auch auf ihrer Rechnung zeigt. Etwa über den Frühling und Sommer hinweg, wenn aufgrund der hohen Solarwerte weniger Energie aus fossilen Quellen oder Atomkraft hinzugeschaltet werden muss.
Der kurze Schreck angesichts hoher Stundenpreise wird von den tatsächlichen Ersparnissen durch dynamische Tarife in der Regel bei weitem überholt. Um zu verstehen, welchen Unterschied das in der Praxis macht, lohnt ein einfacher Blick in die allgemeine Strompreisentwicklung des vergangenen Jahres. Laut Check24 betrug der kWh-Fixpreis für den Abschluss zweijähriger Verträge in 2024 satte 41,02 ct/kWh. Genau hier macht sich die Einkaufpraxis der konventionellen Anbieter bemerkbar. Denn der durchschnittliche Tibber-Strompreis im vergangenen Jahr betrug demgegenüber nur 31 ct/kWh. Und das trotz des durchaus kostspieligen Winters und vereinzelter Rekordstunden mit Stundenpreisen über der Ein-Euro-Marke. Wenn du dir vor Augen hältst, dass du auf individueller Ebene nochmal weitaus mehr sparen kannst, indem du besonders günstigen Stunden smart nutzt und hohe Verbräuche gezielter in diese Zeiten schiebst, kannst du locker nochmal 20 bis 30 Prozent on top sparen. Denn je smarter unsere Kund:innen mit stündlich dynamischer Abrechnung von den günstigen Stunden Gebrauch machen, desto mehr schrumpft ihre Monatsrechnung. Prinzipiell sind den Sparmöglichkeiten, vor allem mit klugem Energiemanagementsystem, dabei kaum Grenzen gesetzt. Intelligente Funktionen wie das bereits erwähnte Smart Charging oder Smart Heating tragen ebenfalls zur Kostenoptimierung bei und gehören langsam auch in Deutschland zum Standardrepertoire. Zumindest in Haushalten, die aufgrund von E-Autos oder Wärmepumpen besonders stark von flexiblen Verbrauchmöglichkeiten profitieren.
Fazit
Den Blick auf die wenigen Stunden zu richten, die durchaus teuer sein können, ergibt wenig Sinn. Dynamische Tarife wie unserer wollen den Menschen schließlich ermöglichen, ihr Verhalten auf die Zukunft einzustellen. Verbraucher:innen werden befähigt, ihren Strombezug besser zu kontrollieren sowie flexibler zu gestalten, damit sie stärker an den Vorteilen der Energiewende partizipieren. Denn mit fortschreitendem Ausbau von Wind- und Solaranlagen wird die Energieproduktion zwangsläufig volatiler, d.h. wechselhafter. Mit dynamischen Tarifen könne Verbraucher:innen darauf reagieren und ihre Geräte vermehrt nutzen, wenn es sich für sie am meisten lohnt. Anstatt nur von den wenigen außerordentlichen Preispeaks zu reden, sollten wir deshalb vielleicht eher über negative Marktpreise reden, die dynamische Anbieter ebenfalls an ihre Kund:innen weiterreichen. Im Falle von hohen Energieüberschüssen, wie sie vor allem in windstarken Phasen vorkommen, kann der Marktpreis nämlich tatsächlich im Negativbereich liegen. Wenn diese Minuspreise selbst zuzüglichen der Steuern und Abgaben negativ bleiben, die in Deutschland gut zwei Drittel des Endpreises ausmachen, werden die Kund:innen für ihren Stromverbrauch sogar bezahlt. In 2024 hatten wir insgesamt 514 Stunden mit Börsenstrompreisen, die bei 0 oder im Minusbereich lagen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es nur 301 Stunden. Der Trend zeigt auch für die kommenden Jahre weiter nach oben. Noch ein Grund mehr also, auf dynamischen Strom umzusteigen. Wenn es sich für dich am Ende doch nicht lohnt, kannst du ohnehin binnen 14 Tagen kündigen.